Schneesturm by Walsh Tríona

Schneesturm by Walsh Tríona

Autor:Walsh, Tríona [Walsh, Tríona]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: FISCHER E-Books
veröffentlicht: 2023-12-02T00:00:00+00:00


Kapitel 22

Seamus und Sorcha setzten sich wieder zu Daithí an den Tisch und rissen ihre Umschläge auf. Sorcha lugte verstohlen zu Cara hin und dann wieder auf ihren Brief. Cara, die stehen geblieben war, schaute gebannt zu, während sie alle nervös ein Blatt aus dem Umschlag zogen und auseinanderfalteten. Sie hielt den Atem an und wagte es nicht einmal, zu blinzeln. Nach kurzem Nachdenken drehten alle, wie Jurymitglieder bei einem Wettkampf, ihr Blatt um und zeigten den anderen, was darauf stand.

GIB ES ZURÜCK

Derselbe Satz. Dieselbe Schrift. Derselbe drohende Unterton.

Sie legten die Briefe in die Mitte des Tisches. Die Teller mit dem Essen, über das sie sich eben noch mit Genuss hergemacht hatten, wurden zur Seite geschoben und vergessen. Alle starrten wortlos auf diese finstere Sammlung. Seamus erhob sich, trat ans Fenster und schaute hinaus, obwohl derjenige, der die Briefe eingeworfen hatte, bestimmt längst verschwunden war. Keiner konnte wissen, wie lange sie schon auf der Matte gelegen hatten.

Cara öffnete langsam ihren Umschlag. Sie zog das Blatt heraus, faltete es auseinander und starrte darauf.

GIB ES ZURÜCK

Wieder derselbe Satz.

Sie warf es zu den anderen auf den Stapel. Seamus setzte sich wieder hin. Alle schauten Cara an.

Daithí fand als Erster die Sprache wieder.

»Was soll das alles bedeuten, zum Teufel?«

Cara schaute erst ihn an, dann wieder die Briefe.

»Sieht so aus, als wäre das eine Botschaft des Mörders.«

»O Mann!«, sagte Seamus, die Augen weit aufgerissen.

»Hast du nicht gesagt, er interessiert sich nicht für uns?«, fragte Sorcha. »Du hast behauptet, er wäre nur an Maura interessiert gewesen!«

»Dann hab ich mich wohl geirrt.«

»Was soll denn dieses ›es‹ sein?«, fragte Daithí, griff nach einem der Briefe und starrte ihn an.

»Ich nehme an, damit ist das Päckchen gemeint. Offenbar geht es vor allem darum. Irgendwer will es dringend haben, und ich glaube, das ist der Grund, warum Maura sterben musste. Worum es dabei auch immer gehen mag. Derjenige, der sie getötet hat, hat es offenbar nicht geschafft, es in seinen Besitz zu bringen. Auch nicht, als er später ihr Haus durchsucht hat. Und das ist jetzt offenbar ein neuer Versuch, es aufzutreiben.«

»O mein Gott«, sagte Sorcha.

»Aber warum glaubt derjenige, dass einer von uns dieses Päckchen hat?«, fragte Daithí.

»Ich hab gar nichts!«, rief Sorcha und sprang auf. Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper und ging auf und ab. »Warum kriege ich dann so einen Brief? Ich hab mit der ganzen Sache nichts zu tun.«

»Sei still, Sorcha, du strapazierst nur unsere Nerven«, sagte Ferdy kopfschüttelnd. »Und fürs Protokoll: Ich hab auch keine mysteriösen Päckchen.«

»Ich auch nicht«, sagte Seamus.

»Du auch nicht, nehme ich an, Daithí, oder?«, fragte Cara.

»Richtig«, erwiderte er. Er blickte auf den Brief und strich mit den Fingern über die Wörter auf dem Blatt.

»Hm, damit wären wir dann komplett, ich hab nämlich definitiv auch nichts. Ich wünschte allerdings, ich hätte es. Denn offenbar spielt es eine Schlüsselrolle in dem ganzen Schlamassel.«

»Cara«, sagte Daithí, den Brief hin und her wendend.

»Ja?«

»Und wie soll das gehen?«

»Wie soll was gehen?«

»Wie sollen wir es zurückgeben? Falls einer von uns ›es‹ hätte – was alle bestreiten –, wie sollte er es dann zurückgeben? Dazu gibt es keinerlei Anleitung.



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